PuRpA Verbundvorhaben – Modellprojekt 1
Konzeptentwicklung stationäre Vorsorge und Rehabilitation für pflegende Angehörige (Projektlaufzeit: 01.10.2020-30.09.2023)
Pflegende Angehörige haben viel zu schultern!
Die Zahl der auf Pflege angewiesenen Menschen in Deutschland steigt weiter an. Drei Viertel der Pflegebedürftigen (76 % oder 2,59 Mio.) werden allein oder mehrheitlich durch Angehörige zu Hause versorgt. Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt anlässlich des Aktionstag „Pflegende Angehörige“ am 08. Sept. 2019 herausgegeben. Jedes Pflegesetting und jede Lebensphase hält dabei ganz unterschiedliche Belastungen und Bewältigungsanforderungen bereit, denn die Spannbreite bei Menschen mit häuslicher Pflegeverantwortung reicht vom jungen Erwachsenen über die Lebensmitte bis ins hohe Alter. Gleiches gilt für die Pflegebedürftigen, die zu Hause versorgt werden.
Zur Gesundheitsförderung und Prävention von Belastungsfolgen haben pflegende Angehörige bei entsprechender Indikation daher einen Rechtsanspruch auf stationäre Vorsorge (§ 23 SGB V) und bei bereits bestehender Erkrankung mit Rehabilitationsbedarf einen Anspruch auf stationäre Rehabilitation (§ 40 SGB V). Pflegende Angehörige haben dadurch die Chance, aus ihren Alltagsbelastungen heraus zu kommen und können im Rahmen der präventiven oder rehabilitativen Interventionen den Fokus auf die eigenen Bedürfnissen richten. Sie bekommen die notwendigen medizinischen und psychologischen Behandlungen und können sich ganz auf ihre Gesundheit konzentrieren und ihre Selbstpflegekompetenz stärken.
Passgenaue stationäre Angebote für pflegende Angehörige sind Mangelware.
Bis heute fehlen aber speziell auf die Bedarfe und Bedürfnisse von unterschiedlichen Zielgruppen von pflegenden Angehörigen ausgerichtete stationäre Schwerpunktkonzepte und Angebote. In NRW existiert mit dem Landhaus Fernblick in Winterberg eine einzige Vorsorgeklinik mit einem speziellen Versorgungsvertrag für pflegende Angehörige (nach § 111 SGB V). Auch im Bereich der stationären Rehabilitation finden sich nur vereinzelt Angebote, die sich speziell an pflegende Angehörige richten.
Ein modular aufgebautes Konzept zur zielgruppenspezifischen stationären Vorsorge und Rehabilitation für pflegende Angehörige wird im Modellprojekt entwickelt und erprobt.
Mit dem Modellprojekt „Konzeptentwicklung stationäre Vorsorge und Rehabilitation für pflegende Angehörige“ möchten wir diese konzeptionelle Lücke schließen und die bereits vorhandenen Versorgungsstrukturen besser für pflegende Angehörige nutzbar machen. In unserer Vision finden pflegende Angehörige zukünftig vielfältige und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsangebote vor.
In die Konzeptentwicklung werden Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis über Fokusgruppen mit einbezogen. Pflegende Angehörige werden über Selbsthilfeverbände beteiligt. Nach abgeschlossener Konzeptentwicklung erfolgt eine Erprobung in ausgewählten Vorsorge- und Rehabilitationskliniken in NRW. Mit einer anschließenden sozialrechtlichen Bewertung und einer Empfehlung für die Refinanzie-rung und Anschlussfähigkeit wird das entwickelte Konzept finalisiert.
Die wissenschaftliche Begleitung und Validierung erfolgt durch das Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG) an der FH Bielefeld.
Persönlicher Kontakt
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